Vorschau auf die 30. Auktion

Unsere 30. Auktion wird am Samstag, den 27. September 2025 stattfinden. Insgesamt kommen an diesem Tag ca. 800 Positionen zum Aufruf. Auch dieses Mal reichte das Angebot von Werken der Alten und Modernen Kunst bis hin zu Schmuck und Uhren sowie alten und antiken Teppichen. Auf einige Objekte soll hier kurz etwas näher eingegangen werden.

Alte Kunst

Den Anfang macht hierbei eine bis heute unpublizierte Sammlung von Verhörprotokollen (Los 75 hier ohne Abbildung) aus der Zeit der Hexenverfolgung in Gerolstein zwischen 1629-1633. Die vier erhaltenen Verhöre fanden allesamt statt unter der Leitung des berüchtigten Hexenkommisars Dr. Johann Moeden (1592-1663) und sind zum Teil in einem „Frage-Antwort-Duktus“ (gefragt ob / wieAntwort) gehalten. In diesem dunklen Kapitel der Geschichte Gerolsteins kamen aber nicht nur – wie landläufig behauptet – Frauen vor das Inquisitionsgericht, sondern wie in unseren Protokollen in vergleichbarer Zahl auch Männer. Eines der prominentesten Opfer dieser Zeit war Heinrich von Mülheim, Amtmann auf Burg Gerolstein, (nicht in unseren Protokollen), der am 29. November 1629 wegen „des schändlichen Verbrechens der Zauberey“ verurteilt wurde, ein Urteil, das wenig später durch Enthauptung vollstreckt wurde und in einem Verbrennen der Leiche endete.

Nur wenige Jahrzehnte früher entstand in Italien das berühmte Kreuzabnahme-Relief des Guglielmo della Porta (1500/1510-1577), welches er in Stuck um 1560 anfertigte. Es befindet sich heute im Castello Sforzesco in Mailand. Die „Staatliche Graphische Sammlung in München“ bewahrt die eigenhändige Vorzeichnung für dieses Relief, das Ende des 16. Jahrhunderts bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts sich großer Beliebtheit erfreute und in Stuck und Bronze reproduziert wurde. Unsere, wohl im 17. Jahrhundert entstandene, Wiederholung (Los 288) ist in guter Erhaltung mit einer späteren Vergoldung. Sie stammt nach Ausweis eines verso aufgebrachten Inventarzettels aus der berühmten Kunstsammlung des russischen Großindustriellen Anatole Demidoff (1813-1870), der in Florenz und Paris lebte. Im Jahre 1840 ernannte ihn der toskanische Großherzog Leopold II., kurz vor Demidoff‘s Heirat mit der Tochter von Jérôme Bonaparte, zum Fürst von San Donato. In Paris und besonders in seiner Villa San Donato am Stadtrand von Florenz genoss Demidoff einen luxuriösen Lebensstil und investierte kennerreich einen Großteil seines Vermögens in Kunst und Schmuck.

Mit dem Porträtgemälde von Anton Graff (1736-1813) kommen wir in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts (Los 220). Dargestellt ist der kurfürstlich-sächsische Kriegsrat Johann Gottlieb von Leyser (1698-1780). Das aus rheinischem Privatbesitz stammende Gemälde ist im Werkverzeichnis von Eckhard Berckenhagen von 1967 gelistet und wird um 1770 datiert. Eine weitere Version dieses Gemäldes – möglicherweise aufgrund des Epitaph-Zusatzes entgegen Berckenhagen eine Zweitfassung – befindet sich in den „Staatlichen Museen zu Berlin“ (Inv.-Nr. 2197).

Gut noch ein Jahrhundert später bestimmten die Brüder Oswald (1827-1905) und Andreas Achenbach (1815-1910) die Düsseldorfer Malerschule. Von beiden berühmten Malern werden mehrere Arbeiten in dieser Auktion angeboten, die alle aus einer rheinischen Privatsammlung stammen. Exemplarisch zeigen wir hier eine, wohl um 1860 entstandene, Ölskizze von Oswald Achenbach (Los 212), die stimmungsvoll eine Prozession vor der Kirche Santa Maria Maggiore in Tivoli einfängt. In dieser sicher in freier Natur gemalten Skizze geht es dem Künstler weniger um ein Erfassen von Details als um ein Erfassen der charakteristischen Form und der Verteilung von Licht und Schatten. Sehr schön ist dies in unserer Skizze zu erkennen, in der Achenbach dies durch einen Wechsel von dicken und pastosen Malflächen und dünneren Malschichten zu erreichen versuchte.

Moderne

Aus dem umfangreichen Angebot der Modernen und Zeitgenössischen Kunst soll ebenfalls auf drei Arbeiten kurz verwiesen werden. Zu den Pionieren der Moderne in Deutschland zählt sicher Max Pechstein (1881-1955). Von diesem Maler und Graphiker, der derzeit anlässlich seines 70. Todestages im Buchheim Museum mit einer großen Ausstellung geehrt wird, bieten wir mit Los 524 einen in Feder ausgeführten Frauenakt an. Bei der Dargestellten handelt es sich möglicherweise um das Bildnis seiner Frau Marta Pechstein. Die Familie des Künstlers ist auch Thema einer Radierung von 1921, die wir als Los 522 ebenfalls im Angebot haben.

Aus dem reichen Portfolio von modernen Künstlerbronzen (Arbeiten von Hrdlicka, Lüdicke, Hollmann etc.) soll hier auf das reiche Angebot von Bronze- und Kupferarbeiten des Kölner Bildhauers Joseph Jaekel (1907-1985) verwiesen sein, die alle aus dem Nachlass des Künstlers stammen und noch nie auf dem Kunstmarkt angeboten wurden. Nach seinem Studium an den Kölner Werkschulen, ein Studium, das er mit einem Preis für Metallarbeiten bei der Weltausstellung 1929 in Spanien krönte, war er ab 1930 als freischaffender Metallbildhauer tätig. Er schuf zahlreiche sakrale Auftragsarbeiten und figürliche Plastiken. Aus dieser frühen Zeit sind nur noch wenige Metallarbeiten überliefert, da das Atelier 1942 durch Bomben vollständig zerstört wurde. Umso erfreulicher ist es, dass wir mit der Figur Thuya (Los 532) eine Kupfertreibarbeit von beachtlicher Größe aus dem Jahre 1941 anbieten können (publiziert in: Joseph Jaekel – Plastik – Zeichnungen, Ausstellung Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen 27.3.-23.5.1988, Aachen 1988, Kat. 8, Abb. S. 22).

Zum Schluss möchten wir eine Arbeit von Hans Hartung (1904-1989) vorstellen, die aufzeigt, wie facettenreich die deutsche Kunst um 1950 war. Neben dem gegenständlichen Schaffen eines Joseph Jaekel vertrat der nur wenige Jahre ältere Hans Hartung eine ungegenständliche Malerei der Linien, die sich zu einem Linienspiel verbinden, das an asiatische Tuschemalereien erinnert. Dies zeigt sich deutlich bei der hier abgebildeten frühen Radierung (Los 575) von 1953, in der die ganze Fläche durch verschieden starke Strichlinien gegliedert und rhythmisiert wird.

Wir wünschen nun viel Vergnügen beim Durchblättern des Kataloges.