27. Auktion

Hiermit freuen wir uns, Ihnen unsere 27. Auktion am Samstag, den 7.12.2024, ankündigen zu können. Insgesamt kommen an diesem Tag ca. 900 Positionen zum Aufruf. Auch dieses Mal reicht das Angebot von Werken der Alten und Modernen Kunst bis hin zu Schmuck und Uhren sowie alten und antiken Teppichen. Auf einige Objekte soll hier kurz etwas näher eingegangen werden.

Alte Kunst und Kunsthandwerk

Aus dem Bereich der Alten Kunst sei hier zuerst auf unser derzeitiges Angebot an altem Silber hingewiesen. Hier kommt es zur Auflösung einer kleinen Sammlung von russischen Wodkatassen und Bechern des 18. Jahrhunderts, die zwischen 1980-2000 zusammengetragen wurde. Darüber hinaus sollen auch ein Augsburger Deckelhumpen von Samuel Wolffgang (1655-1737) und ein Paar Augsburger Rokoko-Leuchter von Johann Balthasar Heckenauer (1746-1779) erwähnt werden, die neben Objekten englischen Silbers des 19. Jahrhunderts das reiche Angebot abrunden.

Bei den Skulpturen des 16.-18. Jahrhunderts ist eine aus Lindenholz gefertigte Skulptur des Heiligen Ulrich von Augsburg von besonderem Interesse (Los 463). Die Skulptur lässt sich dem Umkreis des Landshuter Bildschnitzers Hans Leinberger (c.1480-1531) zuordnen. Stilistisch besteht insbesondere im Gesichtstyp und der Draperie eine große Nähe zu dem Werk des aus dem Leinberger-Kreis stammenden „Meisters der Altöttinger Türen“, der zwischen 1515-1530 in Bayern tätig war. Gut vergleichbar zu unserer Figur ist eine bei Sotheby’s 22.4. 1993, Lot 39 angebotene Bischofsfigur aus dem Umkreis Hans Leinbergers, die wohl auch aus der Hand des „Meisters der Altöttinger Türen“ stammt. Nach Ausweis eines in der bodenseitigen Aushöhlung eingeklebten Zettels gehörte unsere Skulptur im 18. Jahrhundert einem „Johann Baptist Mayr“, der möglicherweise mit dem Prälaten Johann Baptist Mayr (1681-1757) des Augustiner Chorherrenstiftes Rebdorf bei Eichstätt identisch ist.

Ebenfalls noch aus dem 16. Jahrhundert stammt ein Gemälde aus der Werkstatt des Jan Cornelisz. Vermeyen (c. 1500-1559) mit der Darstellung des Heiligen Hieronymus, der über die Vergänglichkeit der irdischen Dinge meditiert (Los 353). Bei unserem Gemälde handelt es sich um eine äußerst qualitätsvolle weitere Version eines Gemäldes Vermeyens aus dem Pariser Louvre (39 x 48 cm; Inventar-Nr. R.F. 2003-8), das vom Louvre 2003 im internationalen Kunsthandel erworben wurde.

Aus dem Bereich des Kunsthandwerks soll auf das reiche Angebot an Uhren des 17.-18. Jahrhunderts verwiesen werden. Neben einer süddeutschen Türmchenuhr aus der Zeit um 1600 begeistert eine hexagonale Reiseuhr des 18. Jahrhunderts mit originalem Lederetui (Los 497). Das vergoldete Gehäuse, das von versilberten Löwenfüßen getragen wird, verfügt über die originale klappbare Glasabdeckung sowie ein versilbertes Chemplevé Zifferblatt mit römischer Stunden- und arabischer Minutenanzeige (Platine bezeichnet Antoine Charles, London), Das Vollplatinenwerk mit Spindelhemmung über Schnecke und Kette, verfügt über einen filigran gearbeiteten Spindelkloben. Unsere Uhr ist trotz der Bezeichnung „London“ wohl ein Werk des Antoine Charles [1690-1777], eines hugenottischen Uhrmachers aus Magdeburg und Hameln, der 1754 ein Buch mit dem Titel „Unterricht von der Eintheilung der Zeit und verschiedener Einrichtung grosser und kleiner Uhren: mit nöthigen Figuren und Tabellen“ [Übersetzung aus dem Französischen des Werkes von Henri Sully] veröffentlichte.

Moderne

Der Bereich der Modernen Kunst umfasst Arbeiten zeitgenössischer Künstler wie Peter Arnold Fritze (1940-2022) und Izvor Pende (*1976), die zumeist großformatig sind. Besonderes Augenmerk verdienen dieses Mal aber die Werke der klassischen Moderne. Neben zwei signierten Farblithographien von Miro (Los 695) sind es Arbeiten deutscher Expressionisten, die hier kurz vorgestellt werden sollen. So bieten wir in dieser Auktion drei Papierarbeiten von Georg Tappert (1880-1957) an. Darunter zwei kleinere Figurenstudien und eine großformatige Mischtechnik mit dem Titel „Sitzender weiblicher Halbakt mit roten Haaren“, die signiert und datiert „Berlin 1923“ ist (Los 696).

Die hier vorliegende Arbeit auf Papier ist ein eindrucksvolles Zeugnis des Berliner Malers Tappert, der als einer der ersten deutschen Künstler gilt, in deren Werk die großstädtische Welt der Straßendirnen und Nackttänzerinnen vornehmliches Thema ist. Der seit 1905 als freier Künstler in Berlin tätige Tappert gehörte zu den Gründungsmitgliedern der „Neuen Secession“, die zusammen mit der Dresdner Gruppe „Die Brücke“ Ausstellungen organisierte. Von Tappert haben sich zu diesem Themenkreis der großstädtischen Halbwelt zahlreiche Studien in den verschiedensten Techniken auf Papier erhalten. Die hier vorliegende großformatige Arbeit ist von Tappert aber sicher nicht als eine Studie aufgefasst worden. Vielmehr sah der Künstler darin ein eigenständiges Werk vergleichbar einem Gemälde. Die Wertschätzung, die der Künstler dieser Arbeit zukommen ließ, drückt sich auch darin aus, dass sie voll signiert, datiert und ortsbezeichnet ist.

Knapp 20 Jahre später entstand die großformatige Zeichnung (87 x 56 cm) „Madonna mit Kind“ von Otto Dix, die 1942 datiert ist (Los 725). Die in Bleistift und Kohle auf Papier ausgeführte Zeichnung wurde während des II. Weltkrieges (ca. 1942/43) zusammen mit anderen Arbeiten direkt im Atelier des Künstlers erworben. Das schwungvoll und sicher ausgeführte Blatt ist eine bislang unbekannte Vorzeichnung für das in Privatbesitz befindliche Gemälde „Madonna am Wasser“ (85 x 65 cm, Löffler Nr. 1942/1), welches 2019 bei Karl & Faber (Auktion 289, 5. Juni 2019, Los 535) angeboten wurde. Für dieses Gemälde ist noch eine weitere Studie zu dem Kind erhalten (Lorenz Nr. IE 6.34.4). Die hier vorliegende Studie entspricht in fast allen Einzelheiten dem späteren Bild und dürfte am Ende des Schaffensprozesses zu diesem Gemälde entstanden sein. Tatsächlich handelt es sich bei dem vordergründig christlichen Motiv bei der „Madonna“ um ein Porträt von Irmgard Bahle (1901-1981) mit ihrer Tochter, die Dix im gleichen Jahr noch einmal porträtierte (Löffler Nr. 1942/6).  Die Arbeit wird von Ulrike Lorenz unter der Nr. Lorenz IE 6.34.24 in das Werkverzeichnis aufgenommen.

Wir wünschen nun viel Vergnügen beim Durchblättern des Kataloges.