Rückblick 28. Auktion

Wir freuen uns, Ihnen unsere 28. Auktion am Samstag, den 22.03.25 ankündigen zu können. Insgesamt kommen an diesem Tag ca. 900 Positionen zum Aufruf. Auch dieses Mal reicht das Angebot von Werken der Alten und Modernen Kunst bis hin zu Schmuck und Uhren sowie alten und antiken Teppichen. Auf einige Objekte soll hier kurz etwas näher eingegangen werden.

Alte Kunst

In der Alten Kunst ist als herausragendes Objekt ein Verkündigungsengel zu erwähnen (Los 435). Die nahezu vollrund geschnitzte Figur, die über eine wohl originale Fassung verfügt, dürfte in Lüttich um 1700 entstanden sein. Die elegante, nahezu leichtfüßige Skulptur ist dennoch raumgreifend und strahlt eine besondere Präsenz aus. In der Körperhaltung, in der Ausformung der lebendigen Draperie und in der signifikanten Physiognomie ist das Schnitzwerk so eng verwandt mit dem Spätwerk des großen Lütticher Bildhauers Jean Delcour, dass man die vorliegende Skulptur seiner Werkstatt zuschreiben muss.

In den Niederlanden um 1650 ist ein Porträt entstanden, dass aufgrund seiner Malweise aus der Werkstatt des bekannten Den Haager Porträtmalers Jan Anthoniszoon van Ravesteyn (1572-1657) stammt (Los 350). Ebenso berühmt wie der Maler ist auch die dargestellte Person, die mit Sicherheit mit dem Den Haager Gelehrten Daniel Heinsius (1580-1655) identifiziert werden kann. Heinsius war neben einer dichterischen Tätigkeit vornehmlich als ein bis heute anerkannter Klassischer Philologe tätig. Ausgaben des Silius Italicus, Horatius, Terentius, Virgilius, der Tragödien des Seneca, des Ovidius, Livius, Prudentius und einige Abhandlungen zur flämischen Geschichte begründeten seinen bis heute andauernden Ruhm bei Philologen und Historikern.

Im Bereich der Altmeistergemälde soll aber auch noch auf ein interessantes Gemäldepaar verwiesen sein, dass zwei verschmitzt dreinschauende Alte aus dem „Kleinen Volk“ Neapels oder Roms zeigt (Los 373). Der eine ist zahnlos mit eingefallener Kieferpartie, der andere gar einäugig. Aufgrund der pastosen Malweise, der dramatischen Lichtführung, der zum Teil expressiven Gesichtsgestik und allgemein dem Sujet können beide Gemälde dem in Neapel und Rom tätigen Maler Gaspare Traversi zugeschrieben werden. Dieser widmete sich in seinen Genrebildern, aber auch bei der Umsetzung religiöser Themen, häufig einer volkstümlichen Sichtweise und überspitzte die Körpergestik der aus dem „Kleinen Volk“ stammenden Protagonisten bisweilen bis zur Karikatur.

Moderne

Darüber hinaus soll hier kurz noch auf drei ausgewählte Werke der Modernen bzw. Zeitgenössischen Kunst hingewiesen werden. Den Auftakt bildet die Mappe „Huit péchés capitaux“ des Altmeisters der Moderne Salvador Dali (1904-1989), die sich der Darstellung der sieben „Todsünden“ in 8 Farbradierungen widmet (Los 643). Sieben Farbradierungen widmen sich in Anlehnung an druckgraphische Folgen des 16. Jahrhunderts den klassischen „Todsünden“ (Stolz, Geiz, Zorn, Unkeuschheit, Unmäßigkeit, Trägheit und Neid). Diese klassische Folge wird von Dali um ein weiteres Blatt mit dem Titel „Le Dalínien“, erweitert, welches man, abgeleitet von seinem Namen, als Sünde der „Überheblichkeit“ deuten kann.

Des Weiteren sei auf eine kleine Arbeit des deutschen Künstlers Claus Frassek (*1958) aus dem Jahr 1991 hingewiesen, die in einer beeindruckenden photorealistischen Malweise eine Kokosnuss zeigt (Los 672). Die Arbeit, die an die altmeisterliche Feinmalerei des 17. Jahrhunderts erinnert, ist so perfekt ausgeführt, dass der Betrachter schwer davon zu überzeugen ist, dass er nicht vor einem Photo steht. Erst ein vorsichtiges Tasten der Finger offenbart die minimalen Unebenheiten der Maloberfläche.

Der letzte Künstler, der hier vorgestellt werden soll, ist der Kölner Maler Peter Arnold Fritze (1940-2022), der als Professor für Figürliches Zeichnen an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach tätig war (Los 632). Auch dieser Maler suchte die Nähe zu altmeisterlichen Gemälden. So bieten wir ein Vanitas-Gemälde aus dem Jahre 2013 an. Fritze charakterisierte seine Arbeiten als „Poetische Pardoxien“, die sich besonders in dem 1993 geschaffenen Stilleben Ultramarin Orange II zeigt, in dem als Lichtquelle eine Schale der Ming-Dynastie fungiert.

Wir wünschen nun viel Vergnügen beim Durchblättern des Kataloges.